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Nachbericht: The Fall of Troy im Hirsch

The Fall of Troy ist eine US-amerikanische Band, die vor allem durch ihren langen und kompliziert klingenden Titel F.C.P.R.E.M.I.X. aus dem Album Doppelganger im Gedächtnis von progressiv-post-hardcore Fans geblieben ist. 2010 gaben sie bekannt, dass die Mitglieder von Fall of Troy nun getrennte Wege gehen. Knapp vier Jahre später munkelte man, dass Thomas Erak, Frank Ene und Andrew Forsman nun doch wieder gemeinsame Sache machen und brachten dieses Jahr ihre achte Platte mit dem Namen OK raus, die sie in Eigenregie produziert hatten. Fans konnten sie sich entweder umsonst runterladen oder einen Betrag bezahlen, den sie für angemessen hielten.

Am vergangenen Sonntag haben also The Fall of Troy im Hirsch in Nürnberg gespielt. Aber immer schön der Reihe nach. Als Vorband standen Tiny Moving Parts aus Minnesota auf der Bühne und obwohl ich noch nie etwas von der Band gehört hatte, überzeugte mich ihre Performance nicht nur musikalisch. Sie brachten genau die richtige Menge Energie in die doch relativ kleine Menge, ohne dass sie ihre Songs halbherzig spielten. Der Drummer Billy Chevalier hatte von Anfang an kein Shirt an und nach dem ersten Song wusste man auch warum. Dylan Mattheisen sagte irgendwann fast schon schüchtern, dass sie ein neues Album veröffentlicht haben und ob es okay ist, wenn sie ein paar Songs daraus spielen. Bitte, gerne mehr davon. Musikalisch sind Tiny Moving Parts zwar nichts Außergewöhnliches, aber wem blink142 in ein bisschen härter gefällt, der sollte sich die Band vielleicht mal anschauen. Verabschiedet haben sie sich übrigens mit dem Satz: “Let’s hang out at the merch. Let’s drink some beer. Let’s become friends!” Wenn einem da nicht die Seele aufgeht.

Nun aber zu der Band, wegen der sich die Leute im Hirsch versammelt haben: The Fall of Troy. Fangen wir beim musikalischen Teil an, denn daran gab es nichts auszusetzen. Anfangs gaben sie viel von ihrem neuen Album OK zum Besten, danach durfte auch zu älteren Songs mit dem Kopf gewackelt werden. Technisch gut performte The Fall of Troy ihre Stücke und nach ein paar Songs fanden sich auch ein paar Leute zu einem kleinen Mosh-Pit zusammen. Es war genau das, was man von Musikern erwarten kann, die so lange im Geschäft sind, wie Thomas, Frank und Andrew. Zwischen den einzelnen Songs wurden Intros zu den Songs gespielt, die man vorher noch nicht gehört hatte. Was allerdings sehr gefehlt hat, war die Interaktion mit dem Publikum. Einmal hatte man das Gefühl, dass die Band tatsächlich bemerkt hat, dass sie vor Leuten spielt, als die Bühne in zwei Hälften geteilt und Frank von Thomas klar gemacht wurde, welches seine Seite der Bühne ist. Außerdem gibt es neben Müttern und Schwiegermüttern nur eine Personengruppe, die man nicht verärgern sollte und das sind Tontechniker. Frank allerdings maulte den Tontechniker, der am Mischpult saß, ein bisschen an, weil die Gitarre auf seinem Monitor zu laut war. Der Ton macht bekanntlich die Musik und nach dieser Ansage und dem stur runtergespielten Set, war für mich das Feeling weg.

Tiny Moving Parts haben gezeigt, dass Musiker auch Unterhaltung jenseits der Musik liefern können und The Fall of Troy, dass man auch nach einer Band-Auflösung wieder zusammenfinden und Konzerte spielen kann, die technisch auf einem sehr hohen Niveau sind und sowohl neue als auch alte Fans musikalisch begeistern kann.