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Die Straßenkreuzer-CD: „Alles klar auf dem Straßenkreuzer“


2016-11_strassenkreuzerUdo Kuznia und das Panikorchester – Alles klar auf dem Straßenkreuzer. 
So heißt die neue CD des Sozialmagazins „Der Straßenkreuzer“, das in Nürnberg, Fürth und Erlangen von Bedürftigen auf der Straße verkauft wird. Einmal im Jahr kurz vor Weihnachten wird zusätzlich zum Magazin eine CD verkauft. Christoph hat sie sich angehört und mit dem Koordinator Martin Schano gesprochen.

Wer darf beim Straßenkreuzer als Verkäufer tätig werden und wie?

Jeder der den Straßenkreuzer verkaufen möchte, muss sich aktiv bewerben und nachweisen, dass er oder sie arbeitslos ist, sprich Arbeitslosengeld II oder ähnliche Leistungen empfängt, bzw. diese gänzlich ablehnt. Ist dieser Schritt geschafft, können die Verkäufer bspw. Hefte zum Preis von 0,90€ erwerben und dann für 1,80€ weiterverkaufen. Dabei reicht die verkaufte Menge von 20 im Monat auf bis zu über 500. Gleiches gilt für die CD, aber auch eigene Stadtführungen mit Insiderdetails der Szene sind möglich sowie die Weiterbildung an der eigenen Straßenkreuzer-Uni.

Gibt es ein Danach für die Verkäufer?

Martin erzählte mir, dass die meisten Verkäufer ihr Leben lang den Straßenkreuzer verkaufen, wie es der verstorbene Udo Kuznia tat, welchem die CD gewidmet ist. Einer der Ehemaligen fand seine große Liebe vor Ort und auch eine Anstellung bei einer Sicherheitsfirma. Martin ist stolz auf eine derartige Entwicklung, untermauert aber, dass es sich hierbei ganz klar um den Niedriglohnsektor handelt, was man auch nicht beschönigen solle. Leider ist auch dies eher selten der Fall.

Wie kommt man an die Musik? Nach welchen Kriterien wird ausgewählt?

Martin Schano und seine Kollegen sehen sich in der Region, auf Veranstaltungen und diversen Festivals um, um die beliebtesten Bands ausfindig zu machen und bei diesen anzufragen ob sie einen Song spenden möchten. Nach eigenen Worten, soll die CD vor allem gefällig sein, in einer Tour durchgehört werden können und jedes Genre soll nur einmal vertreten sein. So wird ein abwechslungsreicher Querschnitt durch die fränkische Musikszene gewährt.

Produktion und Auflage

Das Cover, welches „Udo Lindenberg und das Panikorchester – Alles klar auf der Andrea Doria“ nachempfunden ist, wurde in Kleinstarbeit mit Mitglieder und Verkäufern nachgestellt und die Auflage beläuft sich auf gerade einmal 1000 Stück, hat somit also echten Sammlerwert. Erwerbsmöglichkeiten Prinzipiell gibt es zwei Möglichkeiten das Album zu erwerben. Zum einen könnt ihr auf den Straßen von Erlangen, Nürnberg und Fürth einen Verkäufer ausfindig machen und die CD bei ihm direkt erwerben oder sie bestellen, sofern er sie nicht vorrätig hat. Von den 13,50€ darf der jeweilige Verkäufer 7,00€ für sich behalten. Der etwas gemütlichere Weg wäre die Bestellung auf straßenkreuzer.info. Hier werden zusätzlich die Versandkosten berechnet und die kompletten Einnahmen gehen an den Verein. Beide Varianten unterstützen das Projekt, jedoch nur der Straßenverkauf fließt direkt in die Taschen der Verkäufer.

Review

Mich hat tatsächlich überrascht wie gut sich die CD anhört. Die Erwartungshaltung war erstmal vergleichsweise niedrig, denn ähnlich der deutschen Filmszene, gibt es auch bei der Musik nur weniges zu entdecken – dachte ich zumindest. Vertreter wie die Boat Shed Pioneers oder Yellowbelly stachen im Rahmen meines Geschmacks durchaus positiv hervor und generell kann man dem Sammelsurium zugutehalten, dass es mit konstanter Qualität überzeugt. Das Album ist stimmig und lässt sich wie von Martin gewünscht in einer Tour durchhören, hat dafür aber weder Ausreißer nach oben, noch nach unten. Die Verkäufer zu unterstützen ist also nicht nur für das eigene Karma-Konto eine Überlegung wert, sondern wird zugleich mit guter Unterhaltung und einem Überblick über lokale Musik entlohnt.

Rubrik: Kultur

Autor: Christoph Gallas

Erstausstrahlung: 15.11.2016