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Rezension: „Fire Emblem Warriors: Three Hopes“ – Das Spin-Off, das seine Quelle invalidierte

Am 24. Juni 2022 ist mit Fire Emblem Warriors: Three Hopes das lang erwartete Spin-Off zum aktuellen Fire Emblem-Teil erschienen. Aber ist das Spiel das Geld wirklich wert? Unsere Redakteurin Cassandra, ihres Zeichens langjähriger Fan der Reihe, hat sich das Spiel einmal genauer angeschaut – und kommt zu einem eindeutigen Urteil.

Bild: Nintendo

Fire Emblem: Three Houses (2019) war, zumindest meiner Meinung nach, noch nie ein gutes Spiel. Die Story wirkte auf viele Fans, mich eingeschlossen, etwas unfertig und auch bezüglich des Gameplays schien das Spiel ein deutlicher Rückschritt zu sein. Stattdessen fiel Fire Emblem: Three Houses vor allem mit einigen seltsamen Gimmicks auf, die ein wenig wie Features wirkten und eher in einen Warriors-Titel passen könnten. 

Nun ist mit dem Spin-Off Fire Emblem Warriors: Three Hopes eben genau ein solcher erschienen. Das wirft nun natürlich die Frage auf: ist es besser als Three Houses? Und warum eigentlich nicht gleich so? Schauen wir uns das Spiel mal etwas genauer an.

Story

Fire Emblem Warriors: Three Hopes entführt uns erneut auf den fantastischen Kontinent Fodlàn, auf dem zu Beginn des Spiels vier Mächte existieren: das Kaiserreich Adrestia, das Heilige Königreich von Faerghus und die Allianz von Leicester.  Zusammengehalten wird der Kontinent durch die Kirche der Seíros, einer religiösen Institution, der die meisten Bewohner von Fodlàn angehören. Doch der Frieden wird gestört, als die Erbin des Kaiserreichs die beiden Nachbarländer angreift. Die Geschichte, in der sich die Spielenden für eine der drei Parteien entscheiden können, handelt von dem daraus resultierenden Krieg und seinen Konsequenzen.

Die aus Three Houses bekannten Figuren zeigen in Three Hopes deutlich mehr Dimension. So wird aus Felix, dessen Charakter sich in Three Houses noch mit “Wenn es nicht um mein Fechttraining geht, ist es mir egal und Dimitri ist doof” zusammenfassen ließ, ein kompetenter Berater. Er schätzt das Fechten zwar durchaus, weiß aber auch auf dem politischen Feld seine Gegner zu durchschauen. Auch sein Verhältnis zu Dimitri ist jetzt weitaus ambivalenter. Insgesamt wirkt der Plot nun deutlich ausgereifter, wozu auch die unterhaltsame Dynamik von Avatar Shez und Schicksalsgefährten Arval beiträgt.

Jenseits dieser Details bleibt die Story allerdings weitestgehend unverändert. Das ist insofern ein Problem, weil sie allein keinen wirklichen Anreiz dazu bietet, das Spiel zu spielen, sofern man Three Houses kennt. Überhaupt ist auch die verbesserte Story alles andere als perfekt: Stellenweise verhalten sich einige Figuren schlichtweg nicht ihrem etablierten Charakter entsprechend – nur damit der Plot funktioniert. Außerdem fühlt sich die Fraktion der Allianz nach wie vor wie ein unnötiges Extra an. An dieser Stelle muss ich auch kurz auf einen Punkt eingehen, der mir besonders negativ aufgefallen ist: Das Spiel wurde in puncto Story als etwas völlig anderes beworben als das, was es letztendlich ist.

Aber ein Spiel besteht ja nicht nur aus der Story, sondern eben auch aus dem Gameplay – und das soll vor allem Spaß machen. Schließlich kann man die Story-Cutscenes gegebenenfalls auch einfach überspringen. Aber macht das Spiel auch Spaß?

Gameplay

Ich für meinen Teil muss ich diese Frage leider mit „nein“ beantworten. Fire Emblem Warriors: Three Hopes macht meiner Ansicht nach den größten Fehler, den ein Spiel überhaupt machen kann: Es ist unfassbar langweilig.

Das Kampfsystem des Echtzeit-Strategiespiels in Third-Person-Perspektive möchte gerne komplexer wirken als es eigentlich ist. Gerade für neue Spieler kann die Vielzahl an Anpassungsoptionen, die alle auf einmal eingeführt werden, zunächst sehr überfordernd sein. Das ist vor allem deshalb ärgerlich, weil die Anpassungsoptionen letzten Endes nur einen passiven Einfluss auf das Gameplay haben. Zudem bekommen die Spielenden im Spielverlauf keine neuen Handlungsmöglichkeiten. Es bleibt im Wesentlichen bei den Grundmechaniken, auch für die computergesteuerten Gegner. Da die Level der eigenen Figuren eigentlich immer ungefähr dem der Gegner entsprechen, steigt der Schwierigkeitsgrad im Spielverlauf auch nicht wirklich an.

Man könnte dagegen argumentieren, dass die Figuren ja im Verlauf des Spiels neue Kampftechniken erlernen, sobald sie ihre Klassen aufleveln. Das ist zwar richtig, es fühlt sich aber einfach nicht besonders belohnend an. Ich kriege als Spieler:in immer nur mehr Optionen in einem Katalog, der sowieso schon überladen ist, aber eben keine neuen Handlungsmöglichkeiten.

Da das Aufleveln der Klassen zudem eher nebenbei passiert, fühlt sich das dann auch nicht wirklich nach einer Belohnung an, sondern eher nach einer Nebensache. Dieses Problem zieht sich durch das ganze Spiel hindurch: Man muss nicht wirklich aktiv etwas für Belohnungen tun, sondern bekommt sie praktisch hinterhergeworfen. Dadurch fühlt es sich aber nicht mehr nach Belohnung an. Gleichzeitig will das Spiel auch noch, dass man sich um die Belohnungen kümmert, also zum Beispiel sein Lager entleert, um neue Belohnungen empfangen zu können – und das nervt ganz schön. Verwaltungsarbeit gehört zum Genre des Strategiespiels dazu, aber hier ist es einfach zu viel des Guten.

Apropos “zu viel”: Das Spiel hat über 30 Texttutorials – ich habe irgendwann aufgehört zu zählen – allein in den ersten fünf Kapiteln. Die sind nicht nur langweilig zu lesen, sondern wären auch oft unnötig gewesen, wenn man die beschriebenen Mechaniken selbsterklärender gemacht hätte.
Ein Beispiel: Alle Zaubersprüche haben Namen, die eher aus einem Fantasy-Roman stammen könnten als aus einem Videospiel. Das ist zwar schön und kreativ – Thoron klingt halt doch etwas klangvoller als einfach nur Blitz. Es sorgt aber eben auch dafür, dass das Gameplay auf schriftliche Anleitungen angewiesen ist, was den Spielfluss massiv stört.

Insgesamt wirkt das Gameplay daher schlecht durchdacht. Während es kaum Progression gibt, die dem:der Spieler:in neue Handlungsmöglichkeiten verschafft, ist das Spiel an anderen, weniger wichtigen Stellen (z.B. passive Fähigkeiten und Verwaltungsarbeit) so überladen, dass es sehr schnell nervt, beziehungsweise langweilig wird.

Fazit

Fire Emblem Warriors: Three Hopes wirkt beim Durchspielen wie das Spiel, das die Entwickler von Three Houses von Anfang an machen wollten. Aber besser als das Original reicht eben nicht. Denn nur weil Three Hopes meiner Meinung nach ein besseres Spiel ist als Three Houses heißt das noch lange nicht, dass es ein gutes Spiel ist.

Mein Rat: Spart euch das Geld für beide Spiele und lest eine Zusammenfassung der Story online, wenn es euch interessiert. Den Vollpreis von rund 60 Euro ist das Spiel meiner Meinung nach nicht wert – wer es trotzdem unbedingt spielen möchte, dem würde ich deshalb zu einer Gebrauchtversion raten.

Autor:in: Cassandra Haas