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Rezension: Mission Impossible – Dead Reckoning Part 1

Noch ein Mission Impossible? Lohnt sich das überhaupt? Muss das sein? Ja! Unbedingt muss das sein!

Bild: paramount.de

Vorab vielleicht aber einmal die Frage, was einen Mission Impossible-Film überhaupt ausmacht. Und warum sich selbst Teil 7 noch lohnt, wo doch alle Franchises heutzutage nur noch uninspirierten Einheitsbrei produzieren.

Was muss da also rein? Tom Cruise: Check. Er fährt Motorrad: Check. Er rennt in seinem eigenen Stil (Ja, Tom Cruise hat seinen eigenen Stil zu laufen): Check. Ikonischer Soundtrack: Check. Spannende und geladene Action: Check. Agenten-Gadgets und überzogene Technik: Check.

War es das schon? Nein! Überhaupt nicht. Aber zuerst einmal: Was könnte vielleicht die Erwartungshaltung sein? Mission Impossible ist spätestens seit Teil 4 – Phantom Protokoll bei Actionfilm-Fans das Nonplusultra. Der erste Teil hat auch definitiv Kultstatus, aber im Gegensatz zu Marvel oder Fast & Furious hat hier jeder neue Teil nochmal einen draufgelegt. Grund dafür ist allen voran eine Person: Tom Cruise. Viele mögen ihn nicht sympathisch finden oder seine politisch-gesellschaftlichen Ansichten problematisieren, und das ist vermutlich auch irgendwo fair. Was man ihm aber nicht absprechen kann, ist seine Leidenschaft zur Produktion. Dass er seine Stunts selbst macht, dürfte mittlerweile bekannt sein. Dadurch kommen besonders in Mission Impossible – Dead Reckoning nun wieder einige Bilder zustande, von denen man in anderen Franchises nur träumen kann. Aber auch schauspielern kann er. Er trägt die gesamte Reihe bis hierhin sehr stark und verkörpert die Rolle des Ethan Hunt so gut, dass man ihn auch ruhig als amerikanischen James Bond bezeichnen kann. Vielleicht sogar deutlich besser – so gut, um genau zu sein, dass hier ein Ersatz unvorstellbar ist.

Baut der Film also nur auf Tom Cruise auf?

Und selbst wenn: Der liefert nach wie vor eine gute Performance. Aber das ist nicht einmal ansatzweise das einzige: Der gesamte Cast ist wirklich außergewöhnlich stark. Im Gegensatz zu bereits erwähnten britischen Agenten ist hier die Crew sehr essentiell. Simon Pegg und Ving Rhames spielen wieder die altbekannten Kollegen, die sich um den Technikkram kümmern und Ethan das ein oder andere Mal den Arsch retten. Was den Cast aber viel beeindruckender macht, ist der Anteil an starken Frauen. Hayley Atwell, Pom Klementieff, Rebecca Ferguson und Vanessa Kirby spielen jeweils eine tragende und unglaublich starke Rolle. Jede einzelne von ihnen hat ihr eigenes Standing innerhalb des Films oder in der Reihe. Ferguson wirkt dabei sogar teilweise etwas verschwendet, da sie nicht sonderlich viel Screentime bekommt – da hätte vielleicht ein bisschen mehr Interaktion kommen können. Hayley Atwell spielt “die Neue im Team”, die über den Film hinweg die größte Charakterentwicklung mitmacht. Hier bleibt es spannend, welchen Teil sie in Part 2, dem großen Finale der Reihe, spielen wird. Pom Klementieff ist die rechte Hand des Antagonisten. Das wird ihrer Performance allerdings nicht ganz gerecht. Sie macht sehr eindrucksvoll klar, dass sie eine größere Gefahr darstellen kann als ihr Auftraggeber. Und Vanessa Kirby… an der Stelle muss ich einfach einhaken und sagen, dass ich einen kleinen Crush auf die Schauspielerin entwickelt habe. Es ist einfach beeindruckend, wie facettenreich sie spielen kann. In der typischen “Masken-Imitierungs”-Szene, die in keinem Mission Impossible-Film fehlen darf, spielt sie perfekt ihre eigentliche Figur (Alanna) und zusätzlich die Person, die gerade versucht, Alanna zu imitieren. Nichts kommt hier zu kurz. Sie hat schon vorher bewiesen, was sie drauf hat, aber bis jetzt kaum auf der großen Leinwand und wenn, dann nur in einer Nebenrolle. Vielleicht sollte sie der eigentliche Star des Films sein (oder endlich mal ihren eigenen Blockbuster bekommen!).

Okay, genug geschwärmt. Dead Reckoning zeichnet sich dadurch aus, Charaktere nicht in Klischees verfallen zu lassen, ohne dabei die eigenen Klischees der Reihe und damit den eigenen Charme zu verlieren. Nichts wirkt erzwungen oder zu sehr an der Nase herbeigezogen. Selbst der Antagonist wirkt erstaunlich kreativ. Nicht unbedingt innovativ oder besonders, aber anders.

Aber was ist denn nun mit der Action?

Wer bis jetzt noch keinen Mission Impossible-Film gesehen hat, sollte da unbedingt was nachholen! Die Action ist immer genial inszeniert, baut perfekt Spannung auf und wirkt zu keinem Zeitpunkt übertrieben. Die Kampfszenen wirken zwar im Vergleich zu John Wick nicht ganz so schön inszeniert, dafür sind die Stunts umso eindrucksvoller. Letztendlich erfindet Dead Reckoning das Rad hier nicht neu. Es wird auch nicht nochmal einer obendraufgesetzt. Aber das ist gut so. Es muss nicht immer mehr und krasser sein. Es reicht auch einfach, gute Spannung zu erzeugen. Und genau das passiert hier. Der Film läuft fast drei Stunden, aber das macht sich kaum bemerkbar. Das Tempo ist top gesetzt. Schnelle Action wechselt sich mit spannenden Dialogen ab.

Zum Abschluss lässt sich eigentlich nur sagen, dass Dead Reckoning genau das tut, was zu erwarten ist. Er ist eine Mission Impossible und bereitet genial das Grande Finale vor. Action kommt nicht zu kurz. Character Development kommt nicht zu kurz. Er hat einfach ein absolut rundes Konzept. Von mir kriegt Mission Impossible: Dead Reckoning Part 1 9 von 10 Agenten-Gadgets. Wie immer gilt: Schaut vorher alle anderen Mission Impossible-Filme an, das lohnt sich total. Kommt dann zurück und gebt euch Dead Reckoning und freut euch mit mir auf Part 2. Ich bin natürlich auch ein bisschen traurig, dass es danach vorbei sein wird, aber man sollte aufhören, wenn’s am schönsten ist. Daher wird das Finale hoffentlich noch bombastischer und belegt endlich ein für allemal, dass Mission Impossible die beste Action-Reihe aller Zeiten ist.

Autor: Moritz Meckl