Was war denn da los? Wir sind immer noch ganz geflasht von den Eindrücken der vergangenen Tage. Erst gibt es wichtigen Input in verschiedenen Workshops und plötzlich jagen 80 angehende Journalist:innen einem Vermisstenfall hinter her… Aber mal von vorne: In Deutschland gibt es super viele studentische Medieninitivativen. Uns alle verbindet die journalistische Arbeit – egal ob Audio- und Videoproduktion oder das Verfassen von Texten für Web oder Print. Die Campusmedientage, kurz CaMeTa, sind eine jährlich stattfindende Veranstaltung, bei der ebendiese Initiativen an einem Ort zusammenkommen. Dieses Jahr waren wir vom 20.09. bis 22.09. Gastgeber. Wir wollen in dieser Zusammenfassung einen Einblick in unsere Erlebnisse vom gesamten Wochenende geben.
Tag 1 – Endlich geht’s los
Und plötzlich waren rund 80 Studierende aus ganz Deutschland zu Gast bei uns in Erlangen. Nachdem alle Teilnehmenden bei ihrer Ankunft ihr personalisiertes Willkommenspaket samt Name-Tags zum Umhängen bekommen haben und der Hörsaal in der alten Mathematik gefüllt war, ging es los. Janno und Lisa begrüßten alle Anwesenden und wiesen in der Präsentation auf die wichtigsten Punkte hin. Teil der Begrüßung war auch eine Preisverleihung für die beste deutschsprachige Studierendenzeitung durch die Initiative Pro Campus-Presse. Dieser Preis ging an “Akrützel” aus Jena.
Nach der Einteilung der Workshops per Windhundprinzip stand noch ein weiterer wichtiger Punkt an. Denn am Samstag haben wir eine große Gemeinschafts-Aktion geplant, die wir aber noch geheim halten wollten und deshalb unter dem Slot “Zielgruppenorientiertes Berichten” getarnt haben. Alles, was wir die Teilnehmenden also bei der Begrüßung wissen lassen haben, ist, dass sie in Kleingruppen eine bestimmte Zeitung analysieren müssen. Diese Gruppen haben wir bei der Begrüßung einander vorgestellt, damit alle wissen, wer mit wem welche Zeitung erhält. Mit dabei waren “Playboy”, “Die Tagesschau”, “BILD der Frau”, “Raum und Zeit” und viele mehr. Die große Frage, die sich danach trotzdem alle verständlicherweise stellten, war: Was passiert in diesem ominösen Slot, zu dem wir keinerlei Infos haben und der noch dazu knapp sieben Stunden dauert? Damit unser Konzept aufgeht, blieb uns nichts anderes übrig, als auf diese Frage mit Achselzucken und einem verschmitzten Lächeln zu antworten. Gleichzeitig mussten wir natürlich hoffen, dass unsere Gäste die Aufgabe genauso lustig wie wir finden… Dazu mehr in Kapitel 2.
Der Tag endete mit einem BBQ auf der Wiese hinter dem Audimax. Viele hatten eine lange Anreise hinter sich und waren entsprechend hungrig. Für Essen und Getränke haben wir vorgesorgt, sodass alle auf ihre Kosten gekommen sind. Schon bestehende Bekanntschaften wurden hier wiederbelebt, neue wurden geschlossen. Und sobald es dunkel wurde, gab es buntes Scheinwerferlicht und auch ein Lagerfeuer – danke Felix! Bis tief in die Nacht war die Stimmung ausgelassen. Eine Sache haben wir im Orga-Team hier schon gemerkt: Auch wenn wir uns bei manchen Diskussionen über Detailfragen im Kreis gedreht haben, haben sich genau diese Diskussionen schon am ersten Abend ausgezahlt. Das allgemeine Gewusel im Team hinter den Kulissen während der Programmpunkte, die Kommunikation über sämtliche Chat-Kanäle, spontane Planänderungen, das Social-Media-Game mit blitzschnellen Story-Reposts und Programm-Updates auf unserem CaMeTa-Account – alles ging seinen Gang. Die Gäste waren zufrieden und fühlten sich wohl.
Mega platt, aber happy, ging der Abend für uns um 3 Uhr nachts zu Ende. Die CaMeTa 2024 waren eröffnet.
Tag 2 – Die große Überraschung
Viel Zeit zum Ausschlafen gab es nicht am Samstag und so sah man manchen Gesichtern die kurze Nacht an. Aber das Wochenende war schließlich kein Urlaub. Frühstück gab es natürlich trotzdem. Direkt nach der morgendlichen Stärkung haben auch direkt schon die Workshops angefangen. Es gab Workshops zu den Themen “KI im Radio”, “Social Media für Campusmedien”, “Wege in den Journalismus”, “Blattkritik”, “Live-Moderation”, “Interview-Führung” und “SEO”. Als Referent:innen durften wir Expert:innen aus unserem Netzwerk von Kooperationspartnern begrüßen: Unter anderem war Konni Winkler vom Nürnberger Ausbildungssender max neo, Katharina Skibowski von der Initiative Pro Campus-Presse aus Rheinland-Pfalz oder auch Fabian van der Weidt vom Funkhaus Nürnberg dabei. Besonders stolz sind wir über zwei Referentinnen aus den eigenen Reihen, denn Leo Maderstein und Anna Knake sind ehemalige Redaktionsmitglieder und arbeiten heute erfolgreich in der Medienbranche beim SWR. Das Programm und mehr Infos zu den Workshops haben wir online zusammengestellt.
Die Sonne gab an diesem Tag nochmal alles und so waren es herrlich angenehme spätsommerliche Temperaturen im September, als die ersten Leute aus den Seminarräumen raustrudelten. Jetzt gab es Mittagessen, ein leckeres Curry vom Studiwerk. Nach und nach füllten sich die Bierbänke der Cafeteria an der Kochstraße mit hungrigen Studis. Inspiriert vom Input aus den Workshops tauschten sich alle aus… und während sich bei unseren Gästen langsam mehr und mehr die Ungewissheit bemerkbar machte, was denn gleich danach anstehen würde, begann auch bei uns das Bangen. Würde alles so funktionieren, wie wir es in schier endlosen Meetings geplant und geprobt hatten?
Nach dem Mittagessen saßen schließlich alle jungen Journalist:innen im Experimentiertheater und lauschten den Anweisungen von Nina, Janno und Finn. Was unsere Gäste auf den Weg dorthin nicht bemerkt hatten: Hinter den Kulissen warfen sich ein paar funklust-Redaktionsmitglieder ganz wilde Kostüme über. Getarnt unter dem Titel “Zielgruppenorientiertes Berichten” schickten wir die Teilnehmenden den restlichen Tag auf eine immersive Schnitzeljagd. In den zugeteilten Gruppen vom Welcoming-Event mussten die Teilnehmenden in die Rolle von Reporter:innen ihrer jeweiligen Zeitung schlüpfen und an verschiedenen Stationen investigativ zu einem Ereignis recherchieren. An jeder Station wartete ein schriller Charakter auf sie – verkleidete funkis: Ein übermotivierter Triathlet, eine hochnäsige Fashion-Expertin, ein träumerischer Angler, eine drollige Oma und viele mehr. Sie alle waren mehr oder weniger in eine fiktive Entführung verwickelt. Zudem gab es an jeder Station auch neue Hinweise zum Fall in vorproduzierten Videos. Am Ende war es die Aufgabe unserer Gäste, im Stile ihrer Zeitung über die Ereignisse zu berichten. Und was sollen wir sagen? Sie haben aus Sche*** Gold gemacht. Dazu mehr in Kapitel 3.
Für die volle Erlangen-Experience darf ein Besuch am Bergkirchweih-Gelände nicht fehlen. Deswegen haben wir den Abend am Entlas Keller ausklingen lassen. Vollkommen ahnungslos waren wir hier in eine andere bundesweite Zusammenkunft reingestolpert. Gleichzeitig hat nämlich der Erlanger Kneipenchor ganz viele Kneipenchöre zum Kneipenchor-Festival 2024 eingeladen. Entsprechend ausgelassen war die Stimmung und manche Gassenhauer konnten wir sogar mitsingen. Danach ging es weiter ins Glüx und wer wollte, konnte noch überschüssige Energie im Zirkel raustanzen. Ein paar Leuten vom Orga-Team stand währenddessen noch eine Nachtschicht bevor. Am liebsten hätten wir nämlich alle Ergebnisse der Schnitzeljagd präsentiert. Das hätte aber den Rahmen gesprengt und so mussten wir eine Vorauswahl für die Präsentation am Sonntag treffen. Um 4 Uhr sind wir dann ins Bett gegangen… Und das Frühstück für 9:30 Uhr am nächsten Tag musste ja auch noch vorbereitet werden…
Tag 3 – Finale
Immer noch ganz baff von der Überraschung am Vortag sind die Teilnehmenden zum Frühstück geschlurft. Manche waren schon bepackt mit Koffern und Isomatten. Denn ein paar Leute hatten an dem Tag noch eine lange Rückreise vor sich, da wäre nach der Verabschiedung nicht viel Zeit zum Packen geblieben.
Bevor es zur Abschlussveranstaltung ins Ex ging, stand noch ein ganz wichtiger Termin an: Keine CaMeTa ohne Gruppenfoto! Im Ex haben sich dann im Anschluss nach und nach alle Teilnehmenden, also unsere Gäste und ein Großteil der funklust-Redaktion, versammelt. Umringt von schönen subtilen Lichtspielereien startete dann die Präsentation der Rechercheergebnisse. Es war alles dabei. Entsprechend ihrer zugeteilten Zeitungen haben die Reporter:innen den Nagel auf den Kopf getroffen. Die “Men’s Health” hat als Titel-Story über die Bromance zweier Charaktere in einem Doppelporträt berichtet, die “Welt” hat eine reißerische Live-Schalte gedreht, die “Apotheken Umschau” hat Ernährungs- und Lebenstipps der Charaktere weitergegeben, “GEOlino mini” hat eine Sonderausgabe mit Rätseln und Wimmelbildern veröffentlicht, “logo!” hat Jugendliche über Fake News aufgeklärt, “correctiv” hat auf einer unglaublichen Meta-Ebene unser Konzept der fiktiven Entführungs-Story hinterfragt, und und und… Unsere vollkommen abgedrehte Story von einer überkorrekten Wissenschaftlerin, die an einem mystischen Zauber-Ei forscht und dann von Unbekannten entführt wird, konnte gar nicht verrückter sein – die Ergebnisse waren genauso verrückt. Verrückt stark!
Das Highlight am Ende der Präsentation: Ein Charakter der Schnitzeljagd-Story ist ein selbstverliebter Immobilienmakler und veröffentlicht nebenbei auch Schlagersongs. Unser Konzept wäre nicht authentisch, wenn es diese Songs nicht auch wirklich geben würde. Gesagt, getan. Lyrics geschrieben, Beat produziert, Musikvideo gedreht. Fertig. Und eben einer dieser Songs lief als Rausschmeißer-Lied im Experimentiertheater. Zu unserer Überraschung konnten viele Teilnehmende sogar schon textsicher mitsingen. Euphorisch genug, aber nicht überdreht und mit einer gesunden Menge an Melancholie hat der Song den Vibe in dieser Situation voll getroffen: Es ist Zeit, sich zu verabschieden. Es war der perfekte Abschluss für ein perfektes Wochenende. Über alle drei Tage verteilt herrschte eine so positive Grundstimmung. Alle waren hin und weg von der Schnitzeljagd. Gegenseitig haben wir uns Tipps gegeben, was die redaktionelle Arbeit anbelangt. Wir haben uns darüber unterhalten, wie wichtig und doch auch schwierig die Gewinnung neuer Mitglieder ist. Wertvolle Connections wurden geschlossen, Kontakte ausgetauscht. Ideen für redaktionelle Zusammenarbeiten sind entstanden. Kurz: Genau das, was wir uns für dieses Wochenende von den CaMeTa erhofft hatten, ist passiert. Bilder und Videos vom Wochenende gibt es auf unserem Instagram-Kanal.
Wo die Campusmedientage 2025 stattfinden, steht noch nicht fest. Egal welche Stadt die Initiative ergreift – wir freuen uns schon, dorthin zu fahren. Mit dem Wissen, welcher organisatorische und logistische Aufwand hinter so einer Veranstaltung steckt, lassen sich die Campusmedientage nächstes Jahr sicherlich doppelt genießen. Jetzt müssen wir für unseren Teil aber erstmal wieder Schlaf nachholen und gut ins neue Semester rutschen…
Hier sind ein paar Stimmen von den Initiativen:
“Lautschrift” aus Regensburg: „Unsere Zeitschrift war zum ersten Mal vertreten und wir waren begeistert! Zum einen von der Organisation und zum anderen von der geballten Kreativität von funklust und allen Gästen. Hoffentlich bis bald!“
“moritz.medien” aus Greifswald: „Wir hatten riesig viel Spaß in Erlangen. Danke für die tolle Zeit und die vielen lieben Menschen, die wir kennenlernen durften. Wir freuen uns auf ein Wiedersehen mit euch.“
“Schalltwerk” aus Bayreuth: „Danke für dieses tolle Wochenende. Einfach mega organisiert! Wir hatten sehr viel Spaß am Programm und durften viele tolle Leute wiedersehen und neu kennenlernen. Bis zum nächsten Mal.“
“univativ” aus Lüneburg: „Wir nehmen auf jeden Fall viel Motivation und Inspiration für eigene Projekte mit. Und vor allem war es sehr schön, mit euch ins Gespräch zu kommen!“
“ruprecht” aus Heidelberg: „Auch ganz vielen Dank aus Heidelberg vom ruprecht, ihr habt mit vollem Einsatz ein top Programm organisiert! Respekt und danke an alle, die mitgeholfen haben, das Wochenende zu gestalten!“
“philtrat” aus München: „Die CaMeTa dieses Jahr war wirklich an Organisationstalent und Kreativität kaum zu übertreffen.“
“Campusradio Kiel” aus Kiel: „Die Fahrt hat sich auf jeden Fall gelohnt. Danke für die tolle Zeit und die neuen Bekanntschaften! Wir hatten wirklich eine Menge Spaß. Bis nächstes Jahr.“
“cm3” aus Düsseldorf: „Uns hat es sehr viel Spaß gemacht und danke für die tolle Organisation und das Herzblut, das ihr da reingesteckt habt.“
Danke für die Unterstützung:
Ein Event dieser Größenordnung finanziert sich nicht von alleine. Deshalb möchten wir allen Partner:innen danken, die uns bei der Finanzierung der Unterkunft, Verpflegung usw. unterstützt haben: Bayerische Landeszentrale für Neue Medien (BLM), Bäckerei-Konditorei Pickelmann KG, Der Beck GmbH, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen Nürnberg (FAU), Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen (IIS), FAU Alumni Management, Fachschaftsvertretung der technischen Fakultät, Glüxrausch, Initiative Pro Campus-Presse, Institut für Theater- und Medienwissenschaft, max neo, Pleitegeier, Siemens Healthineers AG, Stadt Erlangen, Steinbach Bräu, Sternla Bier GmbH, Stiftung BILDUNG & KUNST, Studierendenvertretung der FAU, Studierendenwerk Erlangen-Nürnberg AöR, TIO Erlangen, VR Bank Metropolregion Nürnberg eG
Autor: Sebastian Schroth