Max Richter ist zurück mit einem neuen Album und diesmal nimmt er euch mit auf eine Reise durch Klanglandschaften, die zwischen Minimalismus und Emotion pendeln. “In A Landscape” ist bereits sein neuntes Studioalbum und zeigt, wie er sich musikalisch weiterentwickelt hat – und sich stellenweise auch in Experimenten verliert.

Der britische Komponist Max Richter ist international bekannt für seine Werke, die sowohl in den großen Konzertsälen als auch auf Streaming-Plattformen gut ankommen. Mit “In A Landscape” geht es für ihn darum, Gegensätze zu verbinden: elektronische und akustische Instrumente, die natürliche und die menschliche Welt sowie große Ideen und persönliche Empfindungen. Genau diese Mischung prägt den Sound des Albums. Er selbst sagt: “Für mich geht es in der Musik auf diesem Album darum, Polaritäten zu verbinden oder zu versöhnen. Die Elektronik mit den akustischen Instrumenten, die natürliche Welt mit der menschlichen Welt und die großen Ideen des Lebens mit dem Persönlichen und Intimen.”
Wie seine Genre-Kollegen Olafur Arnalds, Federico Albanese oder auch Martin Kohlstedt ist Max Richter für seine ruhigen, sanften Kompositionen bekannt. Sein Album “Sleep”, das aus acht Stunden Klaviermusik besteht, zeigt beispielsweise seine Vorliebe für meditative Stücke. Im Vergleich dazu war sein vorheriges Album “Exiles” etwas dynamischer. “In A Landscape” bleibt dagegen eher reduziert und minimalistisch. Musikalisch bewegt sich das Album – wie auch seine anderen Kompositionen – in der Neoklassik. Neben synthetischen Klängen und treibenden Synthesizern setzt Richter auf klassische Klaviermelodien, Ambient-Sounds und Field Recordings. So entsteht eine Atmosphäre, die einen richtig in die Musik eintauchen lässt. Vornehmlich besteht das Album aus Stücken, die an der Fünf-Minuten-Marke kratzen und manchmal auch etwas länger sind. Die einzelnen Spiellängen sind eher kurz für klassische Musik, aber ziemlich lang für moderne Pop-Lieder aus den Charts und geben die Möglichkeit, sich auch einmal längerfristig in die Emotionen von einem Lied einzuarbeiten, bevor es nach wenigen Minuten schon wieder endet.
Und dennoch: Seine neunte große Platte ist ein Album, das sowohl (ganz) kurze also auch lange Tracks beinhaltet. Hört man das Album in einem Durchgang ohne Unterbrechung an, sind die einzelnen Stücke nicht zu unterscheiden. Erst beim Blick in die Track-Liste sieht man: Zwischendurch gibt es Stücke, die sogenannten “Life Studies”, die mehr Experiment als Musik sind und meist kaum länger als 60 Sekunden dauern. Sie sind wohl eher ein verzweifelter Versuch, alltägliches Blätter-Rauschen, Knistern oder Gemurmel mit minimalistischen Klang-Elementen zu verbinden. Die Dramatik der gefühlvollen längeren Tracks wird dadurch unnötig unterbrochen.
Wer sich darauf einlässt, wird merken, dass die Musik erst in der Wiederholung und beim bewussten Zuhören ihre volle Wirkung entfaltet. Augen zu, mitatmen, Gedanken schweifen lassen – so funktioniert die Musik von Max Richter am besten. “In A Landscape” ist schon seit September 2024 auf dem Markt und ist die perfekte Wahl für alle, die sich für neoklassische Musik und experimentelle Klangkunst interessieren. Auch für alle, die einfach mal abschalten wollen, ist es eine Empfehlung.
Autor: Sebastian Schroth