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Album der Woche KW 23: Blond – Ich träum doch nur von Liebe

“Blond-Fans auf der ganzen Welt, Betet zur sächsischen Prominenz!”  So beginnt das neue Album der Band Blond. Die sächsische Prominenz ist zurück und hält mit „Ich träum doch nur von Liebe“ der Gesellschaft den Spiegel vor das Gesicht.

Quelle: https://www.instagram.com/blond.official/?hl=de

Man könnte Blonds Musik als „Female Rage Empowerment“ beschreiben. Die Musiker:innen sind laut, ihre Texte für den oder die durchschnittliche Radiohörer:in unangenehm und die Fans sind wild. Oder auch einfach so wie sie sind. Denn bei Blond kommt jede Person auf das Konzert, so wie sie oder er gern sein möchte. 2011 haben sich Lotta Kummer, Nina Kummer und Johann Bonitz für die Jugendweihe von Keyboarder Johann gegründet. 2020 kam das erste Album „Martini Sprite“ und 2023 folgte die Platte „Perlen“. Neben eigenen erfolgreichen Albumtouren spielten sie Support unter anderem für ihren Bruder KUMMER, AnnenMayKantereit, Von Wegen Lisbeth und die Leoniden. Jetzt ist ihr drittes Album „Ich träum doch nur von Liebe“ erschienen.

Blond liefert ab. Jeder Song ist ein Statement. Hier ein Beispiel: In „Girl Boss“ heißt es: „Komm, fick das Patriarchat, Kauf dir „Girl Power“-Schals, Titten-Tassen und „Viva la vulva“-Wein. Aktivismus kann so einfach sein.“ Klar, heutzutage muss man nur ein Sharepic in der Instagram-Story teilen und schon hat man einen Beitrag für eine bessere Welt geschaffen. So einfach ist es aber nicht – das stellt die Band klar. Das Album behandelt viele Themen, die unsere Generation begleiten. Es geht um das typische Geschwisterverhältnis, die Schere zwischen Arm und Reich, Selbstbefriedigung und Männer-Frauen-Freundschaften. Besonders heraussticht der Song „Bare Minimum“, in dem ausgerechnet der sonst so stille Johann solo zu hören ist. Der Track ist ein klarer Mittelfinger an sexistische Arschlöcher, die es nicht hinbekommen, sich einfach mal normal zu verhalten. Den Song sollten sich ruhig mal ein paar mehr Männer anhören.

Das Album heißt „Ich träum doch nur von Liebe“ und die Band träumt ganz klar von Liebe – und zwar Liebe in all ihren Facetten. Von Beziehungen, in denen wir uns wohlfühlen und in denen das Geschlecht keine Rolle spielt. Von Selbstliebe und Dating ohne Hindernisse. Im Song „So Hot“ wird deutlich, dass Dating leider kein Kinderspiel ist. Beim Daten muss man abwägen und höllisch aufpassen. Selbst wenn man „einfach Bock“ hat. So singen die Mädels „Geh‘ ich auf Dates, schweb ich in Gefahr“. Ghosting, weirde Typen und Stalker sind vor allem für Frauen leider Realität. Das Album ist teilweise langsamer und irgendwie tiefgründiger als seine Vorgänger. Blonds Songs waren schon immer musikalische Gesellschaftskritik und politische Statements. Aber das wird jetzt noch deutlicher. Das Thema Liebe zieht sich wie ein roter Faden durch das Album, aber im Kern geht es immer um Selbstbestimmung. Wir werden von Blond auf eine Reise mitgenommen und es ergibt Sinn, das Album von vorne bis hinten durchzuhören. Nicht zuletzt auch, weil es wie seine Vorgänger von einem Intro und einem Outro gerahmt wird. Blond lässt sich nicht von Streaming-Trends hin zu einzelnen Singles hinreißen, sondern macht weiterhin Albumkunst. Damit geht noch ein Mittelfinger raus – und zwar an die Musikindustrie.


Egal ob Blondinator, Girl Boss, frustriert von der Gesellschaft oder einfach auf der Suche nach Musik mit starken Texten – das Album hält für jede Person etwas bereit. Und man findet sicher mindestens einen Song, dessen Text einen anspricht und berührt.

Autor: Eva Krumnacker

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