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„Singing Saw“ von Kevin Morby

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Kevin Morby

Harmonisch, schön abgerundet, edle Einfalt und stille Größe… So könnte man das neue Album „Singing Saw“ von Kevin Morby beschreiben.

Es ist einfach schön, aber ohne jeden Kitsch. Das kommt daher, dass seine Songs keineswegs einfach gestrickt sind: der Liedermacher verwendet gekonnt dunkle Passagen, die ruhige, entspannte Beats ablösen.Verträumtheit und Melancholie gehen ineinander über.

Morby eröffnet sein Album sehr ruhig. „Cut me Down“ plätschert 3 Minuten 34 dahin aber Morby macht zum Schluss klar, dass es um die Suche geht. Das leitet zum nächsten Lied über. „I have been to the Mountain“ beschreibt eine Reise, die mehr als nur eine äußere Wanderung darstellt und die unter die Oberfläche der menschlichen Seele reicht. Kevin Morby baut immer wieder schöne versteckte Details mit dem Piano oder der Gitarre in seinen Liedern ein.Wenn man z.B. vor dem gleichmäßig gehaltenen Bass­-Hintergrund eine harmonische Abfolge von leisen Klängen entdeckt, dann erinnert das an die Schönheit der einfachen Dinge.

Es gibt eine einzige Sache, die ich im Album vermisse. Beim Durchhören hab ich immer mit einem halben Ohr erwartungsvoll auf das Lied gewartet, das das Tempo anzieht. Das Lied kam leider nicht. Ich will damit nicht sagen, dass das Album deswegen zu einheitlich ist ­ es ist nämlich sehr abwechlungsreich. Aber die Fraktion der es so geht wie mir, wird mit „Singing Saw“ zwar auf ihre Kosten kommen, aber eben nicht zu 100 Prozent.

Als „einfach und orchestral“, als „lyrisch“ und mit einer „Dualität“ versehen, die Morbys „komplizierte Gedankengänge“ widerspiegeln, so beschreibt ihn die Presse. Ich würde das sofort unterschreiben.

„Singing Saw“ erscheint am 15.4 unter dem Label Dead Oceans und ist das Reinhören auf alle Fälle wert.

Text: Franziska Munkert

Foto: Dead Oceans